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Ein richtig fetter Fehler

Es ist ein wunderbarer Moment, wenn ein schönes Buch aus der Druckerei kommt und man es zum ersten Mal durchblättert. Man kennt schon alles und doch ist alles neu. Man riecht den Leim streicht übers Papier, freut sich über die gelungen wiedergegebenen Bilder und liest auch den altbekannten Text, wie wenn man ihn zum erstenmal sähe. – Es ist jedoch auch ein Moment der bangen Ahnungen, denn man entdeckt meistens auch einen Fehler. Im Idealfall einen kleinen, irgendwo hinten. Beim “Franzosebebbi” war der Fehler zwar weit hinten, aber es ist ein richtig fetter Fehler!

Die korrekten (?) Lebensdaten von Carl Julius Lange (der auch Simson Alexander David, Simon Alexander David und Alexander Daveson hiess) waren laut Wikipedia (23.12.2023) 1755 bis 1812 oder 1813. Er war ein abenteuerlustiger Geselle und der erste Autor, der sich klassenkämpferisch-kritisch zur Ermitage in Arlesheim äusserte.

In der zweiten Auflage des Buches “Vom Franzosebebbi” werden wir diesen Fehler natürlich korrigieren. Wenn du also noch eines dieser seltenen Exemplare mit fettem Fehler ergattern möchtest, musst du hier schnell bestellen, denn es sind nur noch wenige an Lager (www.ETuM.ch)

Belang

BirsMagazin 4/2023

Kolumne Wortwörtlich

Von Jürg Seiberth

Wenn der Zug in den Hauptbahnhof Zürich einfährt, dann siehst du links und rechts diese Fassaden mit den vielen Fenstern. Hinter einem davon sitze ich mit meinem Team. Wir sind im Stress, denn wir müssen so tun, als ob wir zu tun hätten, obwohl wir keine Aufgabe haben. Das Team fleht mich an: Was sollen wir tun, Chef, gib uns Aufträge. Doch leider sehe auch ich keinen Weg und kein Ziel. – Diesen Traum träumte ich heute Nacht. Brühwarm erzählte ich ihn Big Ben, und der sagte nur ein einziges Wort: belanglos.

Dieses Wort ist der ultimative Gesprächs-Stopper. Laut Duden findet man es nur in einem von einer Million Texten. Es wird nur von gebildeten Menschen verwendet, die genau wissen, was sie damit sagen wollen. Ich habe also meinem Freund einen Blick in die Tiefe meiner Seele gewährt und er hat mich gezielt vernichtet. Ich könnte sterben, ich könnte weinen, ich könnte schweigen.

Doch ich nehme den Fehdehandschuh auf: 1. Du weisst, dass ich kein Smalltalker bin. Alles was ich sage ist von Belang. – 2. Träume sind Botschaften aus unserem Unbewussten, sie sind immer von Belang. – 3. Dieser spezielle Traum gehört in eine Serie, in der das Unbewusste mein langsames Ausscheiden aus dem Arbeitsprozess reflektiert; alle meine Arbeitsstellen, alle meine Kolleginnen und Kollegen werden darin begutachtet und sorgfältig eingeordnet in die Regale meiner Erinnerung. Das ist von Belang. – 4. Dieser spezielle Traum zeigt mir, dass hinter den meisten dieser Fenster Menschen sitzen, die Aufgaben erfüllen, die sie für sinnvoll erachten. – Und … mein letzter, vernichtender Schlag: 5. Diese Menschen leisten ihren Beitrag zu einem grossen Ziel, das niemand kennt. Und mein Traum eröffnet mir den Blick auf ein grosses, aktuelles Thema: auf die Emergenz. Du weisst natürlich nicht, was das bedeutet, doch glaube mir, es ist von Belang. Ich will ja nur sagen, brummt Big Ben kleinlaut, dass dein Traum dich vor die Wahl stellt: Belang oder kein Belang. – Okay, sage ich, Belang.

Vom Franzosebebbi

Es war einmal ein Müller.
Seine Mühle stand in Arlesheim bei den Weihern
und sein Name war Joseph. «Beppi» kürzte man das
damals ab. Und weil er immer von den Franzosen
schwärmte und von der Revolution, nannten die
Leute ihn «Franzosebeppi»

Eine Geschichte aus dem alten Arlesheim
mit sieben Aquarellen und sieben Zeichnungen
von Helga und Jürg Seiberth
Hard Cover, 48 Seiten, 220×160 mm, CHF 28.00
ISBN: 978-3-9524281-8-4

Rezension im Wochenblatt für das Birseck

Hier kann man den Franzosebebbi bestellen.

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    Zauberworte und Blähwörter

    Kolumne Wortwörtlich

    BirsMagazin 3/2023

    Von Jürg Seiberth

    Die Sprache dient nicht nur vernünftigen Zwecken, sie hat auch Zauberkräfte. Man kann mit ihr Krankheiten heilen, Naturgewalten zähmen, Dämonen bannen und das Schicksal gnädig stimmen. Die Menschen glaubten früher an die magischen Kräfte der Sprache, und sie tun es noch heute. Unsere Kinder haben zum Beispiel früh gelernt, dass «bitte» ein Zauberwort ist, das viele Wünsche erfüllen kann.

    In der Sprachwissenschaft gibt es die Gattung der Zauberworte leider nicht, «bitte» wird schnöde als Partikel bezeichnet, als kleines Teilchen ohne viel eigene Bedeutung, das nur dazu dient, einer Aussage etwas mehr oder weniger Gewicht zu geben, eine verzichtbare Wortart. Wer seine Sprache zeitgemäss, vernünftig und knapp halten will, verzichtet auf solchen Firlefanz. «Danke» ist übrigensauch so ein Partikel.

     «Übrigens» übrigens auch. Das Word-Korrekturprogramm rät mir dringend davon ab, dieses Wort zu verwenden, da sich der Sinn des Satzes ohne solche «Füll- oder Blähwörter» nur sehr geringfügig ändere. Diese Ansicht teile ich natürlich nicht! «Natürlich» ist natürlich auch ein Blähwort. «Sehr» auch. Und so weiter …

    Doch zurück zu «bitte» und «danke». Wenn diese beiden Zauberworte fehlen, fehlt etwas Wichtiges, etwas Emotionales, bei der Person, die die Worte ausspricht und bei der Person, die sie empfängt. Denn Sprache zaubert nicht nur, sie drückt auch Emotionen aus, liebe Blähwort-Jäger.

    Ein beliebtes Zauberwort ist «Holz aalänge», «Holz anfassen», «touchons du bois», «knock on wood». Wer diese Worte sagt und danach handelt, redet mit dem Schicksal: «Mir geht es gut, bitte sorge dafür, dass das so bleibt!». Es gibt viele vernünftige Erklärungen für diesen Ausruf. Zum Beispiel: Früher sollen Matrosen vor dem Anheuern an den Mast des Schiffes geklopft haben, um zu hören, ob er morsch sei. Mag sein.

    Falls kein Holz in Reichweite ist, kann man sich … auch an den Kopf fassen. Jetzt habe ich … zweimal schweren Herzens auf «übrigens» verzichtet.