Im BirsMagazin 1/2025 erschien am 25.3.2025 mein Artikel Bilder und Geschichten vom Sternenfeld, eine Rezension von Walter Soltermanns Buch Flugplatz Sternenfeld 1920 bis 1950. In Zusammenhang mit den Recherchen zu diesem Artikel führte ich ein ausführliches und aufschlussreiches Gespräch mit Paul Jenny (geb. 1932). Er hat mir viel erzählt, insbesondere über seine Beobachtungen und Ereignisse auf dem Flugplatz in den Kriegsjahren. Das Interview mit Paul Jenny sprengte den Rahmen des im BirsMagazin publizierten Artikels, deshalb wird es hier online publiziert:
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Not So Wonderful
Teufelhof Zeitung 1/2025
PantherPost 4/2024
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Hilft das Wünschen?
BirsMagazin 4/2024
Fokus: Wunsch
Kolumne: Wortwörtlich
Hilft das Wünschen?
Von Jürg Seiberth
Neulich hat mir Tiny Tom* ein paar Geheimnisse verraten: Als er neun Jahre alt war, bat er jeden Abend vor dem Einschlafen den lieben Gott, ein Saxophon unter sein Bett zu legen. Am Morgen schaute er als erstes unters Bett. Da war nie ein Saxophon. Jeden Morgen die Hoffnung und die Enttäuschung. Er sei damals ja sooo blöd gewesen. Den Nikolaus, das Christkind und den Osterhasen hatte er längst durchschaut. Und trotzdem sagte ihm ein Gefühl, dass das, was man sich wirklich sehnlich wünscht, in Erfüllung gehen muss. Sein Verstand war anderer Meinung, aber das Gefühl blieb. Es regte sich auch später, als er sich heimlich verliebte. Er ging spazieren und wünschte sich sehnlich, der geliebten Silvie zu begegnen – ausnahmsweise nicht umschwirrt von ihren neugierigen Freundinnen. Er traf sie nie. Aber das Gefühl blieb. Der Verstand ermahnte ihn eindringlich, keiner Menschenseele jemals ein Sterbenswörtchen über dieses Gefühl zu verraten. Sonst würde ihn bald die ganze Welt auslachen. Wenn das Telefon klingelte, hatte er auch dieses Gefühl. Dann wünschte er sich sehnlich, Alfred Hitchcock wäre am Apparat und würde ihn bitten, in seinem nächsten Film die Leiche zu spielen. Noch heute überkommt ihn dieses warme Gefühl, wenn sein Handy brummt. Natürlich habe er das Buch «Bestellungen beim Universum» verschlungen und sogar einen sündteuren Workshop bei Bärbel Mohr besucht. Tiny Tom schliesst seine Beichte mit der Abwandlung eines beliebten Shakespeare-Zitats: „Alle Gedanken, Ideen und Pläne sind die Kinder geheimer Wünsche“. – Tiny Tom hat mir das alles unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt. Trotzdem möchte ich seine Bekenntnisse zur Unvernunft einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen, denn Tiny Tom ist heute ein berühmter Saxophonist, er ist mit der bezaubernden Silvie verheiratet und er durfte schon viermal im «Tatort» die Leiche spielen. Ja, das Wünschen hilft noch immer, liebe Brüder Grimm, auch heute können aus geküssten Fröschen Prinzen werden.
* Name geändert